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© Ferdinand Christ

Public Link im Gespräch mit Head of Marketing & Sales Ferdinand Christ

Die Medienbranche befindet sich in einer Umbruchphase. Die Coronakrise beschleunigt die Digitalisierung unseres alltäglichen Lebens, Massenmedien kämpfen nicht erst seit der Pandemie um Leser:innen- und Zuschauer:innenzahlen. Wie verhält sich diese Entwicklung im Bereich der Special-Interest-Magazine?

Pulse Publishing ist einer der größten Fachverlage Deutschlands. 12 Magazine erscheinen im Print und digital unter dem Dach des führenden Vermarkters für eine junge und trendorientierte Zielgruppe. Die Themengebiete reichen von Sport und Reisen bis zu Mode und Kultur. Dabei legen die Redakteur:innen laut eigener Aussage Wert darauf, ihre Stories authentisch aufzubereiten und so den Lebensstil der Leser:innen zu spiegeln. Im Interview spricht Ferdinand Christ, Head of Marketing & Sales bei Pulse Publishing, darüber, was der Wandel der Medienbranche für ihn bedeutet und was er sich in Zukunft von Agenturen und Unternehmen wünschen würde. 

PL:
Ferdinand, Eure Titel sind vorrangig auf eine moderne und dynamische Zielgruppe zugeschnitten. Wie habt Ihr das Mediennutzungsverhalten Eurer Leser:innen in den letzten Jahren wahrgenommen? 

Ferdinand Christ: Das mediale Konsumverhalten hat sich in den vergangenen Jahren extrem in Richtung Social Media und Influencer:innen verschoben. Aber auch hier merkt man, dass Social Media nicht immer gleich Social Media ist. Manche Plattformen gewinnen, manche nehmen rasant ab und nur wenige bleiben beständig. Dennoch sind unsere Szene-Magazine weiterhin beliebt und die Seiten bleiben gut besucht. 

PL: Wie habt Ihr als Verlag darauf reagiert? Sind in den vergangenen Jahren neue Formate oder Kanäle entstanden oder relevanter geworden? 

Ferdinand: Als freies Medium und hauptsächlich auf Online-Plattformen fokussierter Verlag können wir viel gezielter auf Themen und Neuerungen eingehen. „Service“ steht für uns dabei auf der Pole Position. Aber auch aktuelle Features, News und Storys bilden weitere Grundpfeiler, mit denen wir uns erfolgreich behaupten können. 

PL: Viele Eurer Wettbewerber haben in den vergangenen Monaten eine finanziell schwere Zeit erlebt – einige Titel gibt es heute nicht mehr. Welche Wege siehst Du, um mitten im Medienwandel und der Pandemie stabil zu bleiben?  

Ferdinand: Medien – egal, ob Print oder Online – haben es derzeit schwerer denn je. Viele unserer Mitbewerber konnten sich bislang durch Rücklagen gerade so über Wasser halten, nur sind das sehr kurzfristige Mittel, die den meisten zur Verfügung stehen. Da finde ich es gut, dass es zum Beispiel durch Crowdfunding-Kampagnen oder staatliche Hilfen Möglichkeiten gibt, die Vision weiter leben zu können. Wir alle verfolgen ein Ziel – die Passion zu teilen und mehr Menschen zum Sport zu bewegen, sie zu unterstützen und zu informieren. 

PL: Wie steht Ihr zu Bezahljournalismus – potentielle Option für eine Finanzierung oder doch lieber ausschließlich Werbung und Markendeals? 

Ferdinand: Ph, das ist eine sehr schwierige Frage! Bezahljournalismus ist in einem bedingten Rahmen durchaus eine potenzielle Finanzierungsoption. Es sollte allerdings auf keinen Fall zu werblich sein und darüber hinaus Platz für Kritik bieten. Klassische Markendeals und Werbung gibt es schon noch, aber bei weitem nicht mehr so, wie es beispielsweise vor fünf Jahren war. Daher ist es wichtig, in diesen Bereichen konstant neue Vermarktungsformate zu kreieren. 

PL: Wie hat sich die Zusammenarbeit für Euch mit PR-Agenturen und Markenverantwortlichen in den vergangenen Jahren geändert? 

Ferdinand: Die Erwartungshaltung vieler PR-Agenturen und Marken ist, dass wir Medien die Pressemitteilung selbstlos und unverzüglich über unsere Kanäle teilen. Sobald es um eine finanzielle Kooperation geht, kommt hingegen nur spärlich eine Rückmeldung – und das ist verdammt schade, denn es gibt enorm viele Ansätze, die den Marken bzw. Produkten einen medialen Mehrwert bieten würden. Für die Verantwortlichen steht das leider häufig nicht mal als Option im Raum. 

Ob zum Großkonzern, zur kleinen Garagen-Schmiede oder der klassischen PR-Agentur: Partnerschaften müssen in beide Richtungen fair bleiben.

PL: Was würdest Du dir in Bezug auf die Entwicklung der Branche wünschen? 

Ferdinand: Besonders den Sport haben wir von Minute eins mit aufgebaut, kommuniziert und ihm eine Bühne geboten – im selben Zuge aber auch Marken mit aufgebaut. Daran sollten sich gerne mehr Leute erinnern, bevor sie erneut ihr knappes Marketing-Budget für Giveaways und Influencer:innen verbraten.

PL: Danke, dass du uns Rede und Antwort standest!

© Jyrki Oksanen

Public Link im Gespräch mit Jyrki Oksanen „Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die Gewinner nach Corona“

Jeden Monat treffen und interviewen wir Professionals aus unserem Agenturumfeld, die in unterschiedlichen Bereichen zu Hause sind, zu Kernthemen ihrer Arbeit und aktuellen Entwicklungen der Branche.
Im Gespräch erzählt Jyrki Oksanen, Director DACH & Benelux Business Finland – Visit Finland, wie die Finn:innen mit der Corona-Krise umgehen und wie er sich die Zukunft des Tourismus nach der Krise vorstellt.

PL: Finnland gilt als glücklichste Nation der Welt. Wie gehen die Finn:innen mit der aktuellen Situation um und wie unterscheidet sich das vielleicht gerade von den Deutschen?

Jyrki Oksanen: Auch die Finninnen und Finnen finden die Situation nicht gerade schön und wir befinden uns ja ähnlich wie Deutschland im Lockdown. Viele mussten daher das eigene Leben total umkrempeln, zum Glück gibt es Homeoffice, Fernschule, Zoom-Yoga. Ein Kriterium für das anhaltende Glücksempfinden ist sicherlich das Vertrauen in unsere Behörden, das ist bei uns ähnlich hoch wie hier in Deutschland. Es gibt natürlich 20-mal weniger Finn:innen als Deutsche auf der gleichen Fläche und dadurch haben wir mehr Platz, auch draußen, was besonders wichtig ist im Moment. Und unsere drei Millionen Saunas sind auch weiterhin heiß, also heißt es entspannen, wo es geht.

PL: Die Corona-Krise trifft die Tourismusbranche besonders hart. Was ist eure Strategie, um dem etwas entgegenzusetzen?

Jyrki Oksanen: Wir haben zwar erst einmal alle unsere Aktionen gestoppt, planen aber aktuell, unsere Markenkampagne „Happiness Schule” virtuell aufzuziehen und so die Menschen von zuhause aus für Finnland zu begeistern. Ab ca. August hoffen wir, weitere kurzfristige Online-Kampagnen schalten zu können.

PL: Wie wird Tourismus nach Corona aussehen, speziell in Finnland aber auch allgemein?

Jyrki Oksanen: Das können wir jetzt noch nicht konkret einschätzen. Meine Idee im Moment ist: regional, individuell und ab Herbst im europäischen Ausland. Der Tourismus wird global wohl erst 2025 wieder auf dem 2019-Niveau sein. Die Zahl der Geschäftsreisen wird stark sinken, Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die Gewinner nach Corona.

PL: Stichwort Nachhaltigkeit: Die Finn:innen haben sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: bis 2035 soll der Tourismus klimaneutral sein. Welche Rolle wird Nachhaltigkeit nach Corona im Tourismus spielen?

Jyrki Oksanen: Die Volumen gehen zurück und die Menschen wollen Natur erleben: ideal für unsere nachhaltige Destinationen, da sind wir ganz vorne mit dabei in Europa.

PL: Zu guter Letzt: Wie geht Social Distancing auf Finnisch? Hast Du Tipps für uns Deutsche?

Jyrki Oksanen: Wie eingangs schon erwähnt, leben wir eigentlich immer Social Distancing (lacht). Mein Tipp ist: Ruhe bewahren, das werden wir schon schaffen. Morgens kalt duschen habe ich mir auch angewöhnt und ganz wichtig: sich richtig ankleiden fürs Home Office und weiterhin Routinen pflegen.

PL: Jyrki, vielen Dank für das Gespräch!