Wenn man seinen Job über einen längeren Zeitraum macht, kriegt man selten nochmal dieses aufregende Gefühl, etwas zum ersten Mal zu machen. Nach über 4 Jahren als Social Media Beraterin und über 2 Jahren bei Public Link geht es mir aber tatsächlich so beim Tippen dieser Zeilen. Denn das hier ist der erste Beitrag meiner ersten eigenen Kolumne, in der ich ab jetzt meine Gedanken zu aktuellen Entwicklungen und spannenden Phänomenen aus der Social Media Welt teile. Viel Spaß!
Starten tun wir mit einer Thematik, die keine wirklich neue, aber dennoch so bedeutende Entwicklung war und ist: Videos. Oder besser gesagt: Social Binge Watching. Das stundenlange „hängenbleiben” in diversen Social Media Apps. Nicht ohne Grund boomt die video-only Plattform TikTok mittlerweile auch in Deutschland, stellt Instagram seine Reels in den Mittelpunkt und setzt sogar LinkedIn auf Videos als Format der Wahl.
Das warum ist schnell erklärt: Videos erhalten am schnellsten die Aufmerksamkeit der Betrachtenden. Da bewegt sich etwas, es wird visuell eine Geschichte erzählt, ist mit Musik hinterlegt und weckt Emotionen. Leichter, passiver Medienkonsum at its best. Und je länger sich die Betrachterin oder der Betrachter mit einem Inhalt beschäftigt, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Algorithmus diesen Inhalt einem noch breiteren Publikum zugänglich macht. Es gibt also wohl kaum einen Algorithmus mehr, der nicht gelernt hat, dass Videos am besten performen.
Ich hätte gerne auf das böse C-Wort verzichtet, komme aber leider auch im Bezug auf Videos nicht drum herum. Denn Corona hat eine nicht gerade unwichtige Rolle im rasanten Siegeszug dieses Formats gespielt. Die großen Player verzeichneten alle einen Anstieg in der Nutzung. Creator:innen, Marken und Unternehmen mussten sich also schnell etwas einfallen lassen, um die zusätzliche Zeit der Nutzer:innen für sich zu gewinnen. Es entstand eine neue Welle an Live-Workouts, Bananenbrot-Rezeptvideos und DIY-Ikea-Upcycling Hacks – um nur einige der vielen Trends beim Namen zu nennen.
Vor allem Marken und Unternehmen stehen damit vor einer Herausforderung: es wird mittlerweile so viel mehr erwartet, als nur eine reine Produktplatzierung. Mehr denn je wollen Kundinnen und Kunden die Werte und Menschen hinter den Marken kennenlernen. Subtiler Content mit Mehrwert ist King – um neue Follower:innen zu gewinnen, die Bekanntheit zu steigern oder gar Umsatz zu erzielen.
Für manche sind Videos dabei bereits ihr täglich Brot, für andere noch eher unbekanntes Terrain. Wer jedoch auf das Siegerpferd im Social Media setzen will, braucht Videocontent. Und wer einen Schritt voraus sein will im Rennen: eine starke Strategie.
Was soll gezeigt werden? Welche Story soll erzählt werden? Welchen Mehrwert bietet mein Video? Wie regelmäßig kann das Format angeboten werden? Fragen über Fragen, die alle Platz in der Strategie finden sollten. Nicht zu vergessen ist ebenfalls das Ermitteln der Spezifikationen der unterschiedlichen Formate auf unterschiedlichen Plattformen – manchmal reicht es schlicht nicht, ein Video für alle Kanäle zu produzieren. Es muss wirklich plattformspezifisch geplant und im wahrsten Sinne des Wortes zugeschnitten werden.
Und jetzt die wohl hilfreichste Erkenntnis: nicht jedes Video muss eine teure Produktion von einem professionellen Videoteam sein. Ein neueres Smartphone reicht dank guter Kameraqualität und intuitiv bedienbaren Apps vollkommen aus.
Too long, didn’t read: Videos sind gekommen, um zu bleiben. Einfach trauen und machen ist die Devise. Gerade im Social Media muss nicht immer alles perfekt sein – je authentischer, desto besser.
Zu guter letzt, 8 heiße Tipps von mir:
- Lieber einen Kanal mit regelmäßigem Content bespielen, als kurz auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen.
- Jedes Video braucht eine Story. Einen dramaturgischen Aufbau. Einen roten Faden. Whatever you call it.
- To-Do: Foto in dem gleichen Videosetting machen. In den meisten Formaten lässt sich nämlich ein zusätzliches Foto als Thumbnail auswählen, welches deutlich schöner ist, als eine Sequenz aus dem Video selbst auszusuchen.
- Es lohnt sich, für hilfreiche Apps ein wenig Geld in die Hand zu nehmen. Damit spart man sich eine Menge Frust und Zeit und bekommt eine Vielzahl an fertigen, einfach personalisierbaren Templates.
- Die Konkurrenz schläft vermutlich nicht. Also lieber gestern als morgen starten.
- Wirklich Lust auf Videoproduktion haben. Oder jemanden im Unternehmen suchen, der oder die Feuer und Flamme dafür ist. Man sieht einem Video die Leidenschaft an.
- Selbst im Social Media unterwegs sein und Videos konsumieren, um sich Inspiration zu holen und zu wissen, was momentan state of the art ist.
- Dran bleiben. Mit Videos sollte keine One-and-done-Strategie verfolgt werden. Es kann auch nur von mal zu mal besser werden.
…und falls Unterstützung gebraucht wird, eine Videostrategie zu entwickeln oder umzusetzen, wisst ihr ja sicherlich, wo ihr unsere Kontaktdaten findet. 🙂
Autorin: Milena Reismann – Head of Social Media