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© MEYER + HARRE INTERIORS

Public Link im Gespräch mit MEYER + HARRE INTERIORS, Henrike Meyer

Jeden Monat treffen und interviewen wir Professionals aus unserem Agenturumfeld, die in unterschiedlichen Bereichen zu Hause sind, zu Kernthemen ihrer Arbeit und aktuellen Entwicklungen der Branche. Henrike Meyer arbeitet interdisziplinär in den Bereichen Interiors und Design, 2008 eröffnete sie zusammen mit Andrea Harre das Büro MEYER + HARRE in Berlin. Im Gespräch hat uns Henrike verraten, was die Basis eines gelungenen Office Designs ist, wie sich Funktionalität und Stilverständnis im Büro vereinen lassen und warum der Arbeitsplatz der Zukunft für sie mehr prozessorientiert als ergebnisorientiert ist.

PL: Womit beginnt Office Design für dich? Wie erarbeitest du individuelle Raumlösungen?

Henrike Meyer: Die Frage beinhaltet schon das wichtigste Stichwort – Individualität! Wir erarbeiten uns zuallererst ein Bild des Nutzers – betrachten die Werte einer Firma, ihren Inhalt, Strukturen und Arbeitsweisen, Abläufe bzw. Bedürfnisse für reibungslose Abläufe, Mitarbeiterstruktur und Zukunftsaussichten. Über die reine Faktensammlung hinaus formen sich dann bereits Konzeptionsideen oder erste Entwurfsansätze für Stimmungen, Stile, Anmutungen als auch Funktionen. Im Folgeschritt konkretisieren wir die analysierten Punkte in der Fläche oder in den vorhandenen Räumlichkeiten vorerst in Form einer Flächennutzung oder Raumverteilung, darauf aufbauend setzen wir die Entwurfsansätze in den einzelnen Bereichen um – immer in Hinblick auf das entstehende Gesamtbild.

PL: Was ist die Basis eines gelungenen Office Designs? Welche Elemente sollten in jeder Arbeitsumgebung vorhanden sein?

Henrike Meyer: Die Basis ist eine passende Komposition aus Funktionalität und Gestaltung, d.h. gutes Office Design muss die Grätsche von einer flächeneffizienten Nutzung zu Wohlgefühl und Inspiration schaffen. Meiner Ansicht nach darf weder die Funktionalität noch die Gestaltung fühlbar im Vordergrund stehen. Im Fokus steht eindeutig ein guter Mix, um den Nutzer und insbesondere die Mitarbeiter nachhaltig zu unterstützen – ein emphatisches Design sozusagen.

Flexibilität ist ein wichtiges Stichwort für gutes Office Design – als Grundlage für vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, um vielen Situationen oder Individuen zu entsprechen. Konzeption und Ausstattung der Räume stellt Angebote für unterschiedliche Projekte, Teambildungen, Aufgabenstellungen und individuelle Ansprüche bereit. Neben Plätzen für konzentrierte Arbeit gibt es Bereiche für das miteinander Bearbeiten, für kommunikativen Austausch aber auch ungestörten Rückzug.

PL: Stichwort Großraum: Was sind die größten Herausforderungen bei der Gestaltung eines Arbeitsplatzes, der vielen unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden muss?

Henrike Meyer: Die größte Herausforderung ist eine gute Flächennutzung, um auch im Großraum viele Arbeitssituationen zu ermöglichen. Neben dieser Schaffung von Ausweichbereichen helfen akustisch und optisch beruhigende Maßnahmen direkt am Arbeitsplatz.

PL: Oft gehen Funktionalität und Stilverständnis ja nicht unbedingt Hand in Hand, speziell wenn es um Büroausstattung geht. Wie findet man die richtige Balance zwischen diesen beiden Polen?

Henrike Meyer: Die Kunst liegt in der fein abgestimmten Komposition von Raumprogramm und ganzheitlicher Gestaltung um eine passende Identität zu schaffen. Verschiedene gestalterische Gesten, die hier und da eingestreut sind und unterbewusst Arbeitsabläufe unterstützen.

PL: Glaubst du, dass sich eine ansprechende Arbeitsumgebung positiv auf die Kreativität und Produktivität von Mitarbeitern auswirken kann? Wenn ja, welche Dinge begünstigen diesen Effekt besonders?

Henrike Meyer: Davon bin ich überzeugt. Ernst gemeinte, gute Bürogestaltung bedeutet eine Wertschätzung der Mitarbeiter, die hier einen Großteil des Tages verbringen. Je mehr ich mich als Mitarbeiter mit einer Firma identifizieren kann, desto leichter kann ich mich mit den Aufgabenstellungen identifizieren und Energie aufbringen. Wenn die Bürogestaltung Flexibilität schafft, kann am besten auf individuelle, teamorientierte oder projektorientierte Bedürfnisse eingegangen werden. Gute Bürogestaltung wirkt im ersten Schritt, um Mitarbeiter für das Unternehmen zu gewinnen und im zweiten Schritt, um Mitarbeiter nachhaltig an sich zu binden.

PL: Wie sieht für dich der Arbeitsplatz der Zukunft aus?

Henrike Meyer: Für mich ist der Arbeitsplatz der Zukunft mehr prozessorientiert als ergebnisorientiert. Das erfordert viel Flexibilität für Individuen. Der Arbeitsplatz der Zukunft ist so vielfältig gestaltet, dass ich mich wie zuhause frei entscheiden kann, ob ich Dinge am Schreibtisch abarbeite, zwischendurch inspiriert im Lieblingscafé mit Ausblick arbeite oder mich zur kurzen Besprechung am Küchentisch treffe. Im Optimalfall gibt es nicht nur den einen Unternehmensstandort, den Mitarbeiter tagein tagaus ansteuern, sondern mehrere gestreute Standorte, auch als Alternativangebot zum Home Office. Firmeninterner Coworking Space – Teams können sich temporär auslagern, Einzelpersonen Abwechslung finden.